Wie läuft eine Behandlung beim Psychiater ab? Ein Blick hinter die Kulissen
- Dr. med. Lienhard Maeck
- 13. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Jan.
Für viele klingt „Psychiater“ zunächst wenig euphorisierend - Bilder von endlosen Therapiesitzungen oder einer Couch und Teppichen überall schwirren im Kopf herum. Doch was passiert wirklich, wenn Sie einen Termin beim Psychiater vereinbaren? Spoiler: Es ist weniger „dramatisch“ und vor allem hilfreicher, als Sie vielleicht denken.
Wer ist ein Psychiater überhaupt?
Psychiater sind Fachärzte für seelische Gesundheit. Im Unterschied zu Psychologen können sie Medikamente verschreiben, weil sie ein Medizinstudium absolviert haben. Sie behandeln Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Bipolare Störungen oder Psychosen – also alles, was einen mental aus der Balance bringen kann.
Der erste Termin: Ankommen und Verstehen
Die erste Sitzung dient in der Regel dem Kennenlernen und der Diagnosefindung. Bei mir dauert das Erstgespräch meist eineinhalb Stunden.
Anamnese: Der Psychiater stellt viele Fragen – zu Ihren aktuellen Beschwerden, Ihrem Alltag, Ihrer Lebensgeschichte und möglichen körperlichen Erkrankungen. Das Ziel? Ein umfassendes Bild Ihrer Situation zu gewinnen.
Symptomerfassung: Sie sprechen darüber, wie sich Ihre Beschwerden äussern, wann sie auftreten und wie stark sie sind. Der Psychiater könnte Sie auch bitten, Fragebögen auszufüllen, um Symptome besser einordnen zu können oder den Schweregrad zu ermitteln. Letzteres dient z. B. der späteren Verlaufskontrolle.
Behandlungsplan: Je nach Diagnose erklärt Ihnen der Psychiater mögliche Therapieoptionen. Das wird häufig eine psychotherapeutische Behandlung sein, die manchmal um eine Medikation ergänzt wird. Alleinige medikamentöse Behandlungen sind hingegen eher selten.
Keine Sorge, es geht ums Zuhören – nicht ums Urteilen
Ein guter Psychiater wird Ihnen ausreichend Zeit geben, Ihre Gedanken in Ruhe zu sortieren und Sie nicht drängen. Es gibt keine "falschen" Antworten und kein "moralisches Urteil" darüber, was Sie gerade fühlen oder durchmachen.
Medikamente: Was Sie wissen sollten
Wenn Medikamente Teil des Plans sind, bespricht der Psychiater mit Ihnen, welche Präparate infrage kommen, wie sie wirken und welche Nebenwirkungen möglich sind. Wichtig: Es geht dabei nicht um eine schnelle „Pillenlösung“, sondern darum, Ihnen zu helfen, wieder mehr Stabilität und Lebensqualität zu gewinnen.
Wie geht es danach weiter?
Regelmässige Termine: In Folgesitzungen wird überprüft, wie es Ihnen geht und ob die Behandlung anschlägt. Wenn nötig, werden Anpassungen vorgenommen.
Psychotherapie: Der Psychiater wird Ihnen häufig eine Psychotherapie empfehlen; in meinem Fall wäre das meist eine sog. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die ich gern mit Anleihen aus der Klärungsorientierten Psychotherapie kombiniere. Manchmal erfolgt aber auch eine Zuweisung an einen spezialisierten Psychotherapeuten.
Häufige Sorgen entkräften
„Was, wenn ich nicht weiss, was ich sagen soll?“ Kein Problem! Psychiater sind darauf geschult, Sie mit gezielten Fragen durch das Gespräch zu führen.
„Muss ich sofort Medikamente nehmen?“ Nein. Medikamente sind nur eine Option – und die Entscheidung treffen Sie gemeinsam mit Ihrem Psychiater.
„Was, wenn ich mich wegen irgendwas schäme?“ Psychische Gesundheit ist genauso wichtig wie körperliche Gesundheit. Es braucht keine Scham, Hilfe anzunehmen.
Fazit: Ein Schritt in Richtung Gesundheit
Ein Termin beim Psychiater ist keine Einbahnstrasse ins Ungewisse, sondern ein Schritt hin zu besserem Wohlbefinden. Hier geht es darum, Sie zu unterstützen und gemeinsam Wege zu finden, wie Sie sich wieder stabiler und ausgeglichener fühlen.
Also: Keine Panik vor dem ersten Besuch! Der Psychiater ist auf Ihrer Seite – und manchmal braucht es einfach jemanden, der das innere Chaos mit Ihnen ordnet.
Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.