AD(H)S-Medikamente: Eine Orientierungshilfe
- Dr. med. Lienhard Maeck
- 30. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Jan.
AD(H)S – das steht für Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts-)Störung. Klingt kompliziert? Ist es manchmal auch. Wer betroffen ist, kennt das: Gedanken rasen wie ein Duracell-Häschen auf Koffein, die To-do-Liste hat eher Sammelcharakter, und Fokus ist so flüchtig wie ein Wassertropfen auf einer heissen Herdplatte. Doch keine Sorge, es gibt Hilfe – und die kommt unter anderem in Tablettenform. In der Schweiz sind einige Medikamente gegen AD(H)S zugelassen. Aber welche gibt es, wie wirken sie, und was muss man wissen?
Methylphenidat – Der Klassiker
Methylphenidat (z. B. Ritalin, Concerta, Medikinet) ist der Platzhirsch unter den AD(H)S-Medikamenten. Es gehört zur Gruppe der Stimulanzien und sorgt dafür, dass Dopamin und Noradrenalin länger im Gehirn wirken. Übersetzt heisst das: bessere Konzentration, weniger Impulsivität, mehr innere Ruhe.
Vorteile: Wirkt schnell (innerhalb von 30–60 Minuten), gut erprobt, verschiedene Darreichungsformen (kurz-, mittel- und langwirksam).
Nachteile: Kann Appetit zügeln (blöd, wenn man gern isst), kann Schlafprobleme machen (Tipp: nicht zu spät einnehmen), und in seltenen Fällen treten Nervosität oder Herzklopfen auf.
Lisdexamfetamin – Der Langstreckenläufer
Lisdexamfetamin (Elvanse) ist ein sogenanntes Prodrug, das erst im Körper in seine aktive Form (Dextroamphetamin) umgewandelt wird. Dadurch setzt die Wirkung langsamer ein, hält aber dafür länger an – oft den ganzen Tag.
Vorteile: Konstantere Wirkung, weniger „Auf und Ab“, oft besser verträglich als Methylphenidat.
Nachteile: Auch hier können Nebenwirkungen wie Appetitminderung oder Einschlafprobleme auftreten. Zudem gibt es bisher nur eine langwirksame Form.
Atomoxetin – Die Alternative ohne "Kick"
Atomoxetin (Strattera) ist kein Stimulans, sondern ein Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Es wirkt anders als die oben genannten Medikamente und muss erst eine Weile eingenommen werden, bevor sich der Effekt zeigt (ca. 4–6 Wochen Geduld sind gefragt!).
Vorteile: Kein Suchtpotenzial, 24-Stunden-Wirkung, oft eine gute Wahl bei gleichzeitigen Angststörungen oder Tics.
Nachteile: Anfangs kann es zu Übelkeit, Müdigkeit oder Blutdruckveränderungen kommen. Und wenn es nicht wirkt, dann merkt man das leider erst nach einigen Wochen.
Guanfacin – Die sanfte Unterstützung
Guanfacin (Intuniv) ist ein Alpha-2-Agonist und wirkt beruhigend auf das Nervensystem. Es wird besonders häufig bei Kindern eingesetzt, die mit klassischen Stimulanzien nicht gut zurechtkommen. Für Erwachsene ab 18 Jahren ist es in der Schweiz nicht zugelassen.
Vorteile: Fördert Ruhe und Impulskontrolle, keine typische Stimulanzien-Nebenwirkungen.
Nachteile: Kann müde machen und den Blutdruck senken. Deshalb am besten vor dem Schlafengehen nehmen.
Welches Medikament ist das richtige für mich?
Die Antwort: Es kommt darauf an! Die Wahl hängt von individuellen Faktoren ab – zum Beispiel, ob man eher Probleme mit Unruhe oder mit Unaufmerksamkeit hat, ob man gleichzeitig unter Angst oder Schlafstörungen leidet oder ob man eine lang anhaltende Wirkung bevorzugt. Ein guter Arzt oder eine gute Ärztin wird das mit Ihnen besprechen und verschiedene Optionen ins Auge fassen, bis das passende Medikament gefunden ist. Und falls das erste nicht funktioniert? Kein Stress – es gibt Alternativen! 😊
Fazit: Medikament ja oder nein?
Medikamente sind kein Zaubertrank und lösen nicht alle Probleme. Aber sie können ein Gamechanger sein, wenn sie richtig eingesetzt werden. Wichtig ist eine gute Begleitung durch eine Fachperson, regelmässige Kontrolle und ehrliche Rückmeldungen darüber, wie man sich mit der Medikation fühlt. Und nicht vergessen: Medikamente sind nur ein Teil des Ganzen. Therapie, Struktur im Alltag, Bewegung und eine Portion Selbstakzeptanz sind genauso wichtig. In diesem Sinne: Kopf hoch, Fokus an – und auf ins Leben! 🚀
Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.